Errichtet wurde der Palazzo Marchesini im 15. Jahrhundert, in der damaligen Via di Mezzo di San Martino, die die Besitztümer des Sankt-Martin-Klosters querte; genau hier verlief der Decumanus, eine der beiden Hauptachsen der römischen Stadt.
Wie bei Adelspalästen jener Epoche üblich, befanden sich im Erdgeschoss die Stallungen, in der 1. Etage („piano nobile“) die herrschaftliche Wohnung und einen Stock darüber weitere Räume. Der einstige Blickfang der Fassade, ein hölzerner Säulengang, ist heute leider nicht mehr vorhanden. Zur herrschaftlichen Wohnung im 1. Stock gehört ein großer Saal mit hölzerner Decke und einer Freskenleiste, die die Ankunft von Papst Clemens VII. zur Krönung Karls V. zeigt. Der Historiker Giuseppe Guidicini (* 29.08.1763, † 25.01.1837) schreibt:„Das Fries in diesem Saal stellt die Kavalkade dar, die 1530 in Bologna anlässlich der Krönung Kaisers Karl V. stattfand, mit deutlichen Abweichungen von den Stichen des Bruciasorci und Hongherberg.“” (https://www.originebologna.com/strade/via-di-mezzo-di-san-martino/n-2750/)
Später ging der Palazzo in den Besitz anderer Familien über, wodurch er nach Bologneser Tradition jeweils den Namen wechselte. Einst von der in Bologna namhaften Familie Salicetti bewohnt, fiel er 1532 an die Familie Bettini (die ihrerseits im Laufe der Zeit mehrfach den Namen wechselte: Fabbri, Fabretti, Bonavolta). Beim Tod von Giovanni Antonio Bonavolta verblieb das Gebäude im Besitz der drei Töchter (1661), von denen zwei die Ordensgelübde, einschließlich des Verzichts auf Besitztum, abgelegt hatten. Die Kirche überließ 1662 den Palazzo der bekannten Bologneser Familie Budrioli in Erbpacht, bis schließlich 1746 der Senator Carlo Grassi von Alberto Budrioli zum Nachfolger in der Erbpacht bestimmt wurde. Beim Ablauf des Erbpachtvertrags fiel der Palazzo wieder an die Kirche zurück. 1772 erwarb ihn Giacomo Bonazzi und später Giacomo Panzarasa, der die Fassade umgestalten und den hölzernen Portikus zur Straße hin abtragen ließ, wodurch das Gebäude sein heutiges Aussehen erhielt.
Später wurde das Bauwerk Eigentum der Familie Marchesini und schließlich 1933 der Familie Guidicini, die alledings aus nicht dokumentierten Gründen auf eine Umbenennung verzichtete. Von dieser Familie stammt auch der heutige Eigentümer der Wohnung ab, zu der das B&B gehört.
Entlang der hölzernen Treppe hinauf zur Wohnung gibt es mehrere kostbar gearbeitete Hochreliefs. Im B&B selbst sind ein Wappen und ein Keramik-Hochrelief mit elf Jünglingen mit Girlanden aus Früchten und Blumen zu sehen.
![](https://www.residenzapalazzomarchesini.it/wp-content/uploads/2022/09/Planimetria-1024x589.jpg)
Quelle: Staatsarchiv Bologna, siehe Webseite https://www.originebologna.com/strade/via-di-mezzo-di-san-martino/